Category : Growth

Wachstum der Bilanzsumme

Die Forschung hat gezeigt, dass Unternehmen, die stark investieren / investieren müssen, im Allgemeinen niedrigere erwartete Renditen aufweisen als Unternehmen, die weniger stark investieren müssen.

„The Investment Factor: An Empirical Investigation“ von Michael J. CooperHuseyin Gulen, und Mitch Warachka (2004): Dieses Paper hat den Investment-Effekt als einen robusten Faktor identifiziert. Es zeigte, dass Firmen mit hohen Investitionen (hohe Anlageintensität) im Durchschnitt geringere zukünftige Renditen erzielen als Firmen mit niedrigeren Investitionen.

„The Adjustment of Stock Prices to New Information“ von Eugene Fama und Kenneth French (2008): In diesem Papier diskutieren Fama und French, wie sich Aktienkurse an neue Informationen anpassen und erwähnen, dass die Performance von Unternehmen mit hoher Anlageintensität tendenziell schlechter ist.

Die zentrale Erkenntnis dieser Papers ist, dass ein hohes Wachstum der Bilanzsumme (insbesondere bei Sachanlagen) oft ein Zeichen für eine übermäßige Expansion ist, die von Investoren überbewertet wird und letztlich zu enttäuschenden zukünftigen Erträgen und niedrigeren Aktienrenditen führt.

Um festzustellen, ob dieser Effekt für Investmententscheidungen nutzbar ist, haben wir daher diesen daher eigenen Untersuchungen unterzogen.

Als Maßstab für das Bilanzsummenwachstum haben wir die Prozentuale Veränderung der letzten 12 Monate von Total Assets (Mittelwert der letzten 4 Quartale) verwendet.
Im untersuchten Zeitraum 01/2000-10/2025 wurden hierfür Deziltests für BigCaps und Small-, MidCaps erstellt. Es wurden unterschiedlichste Haltedauer der so gebildeten Dezil-Portfolios getestet (1, 3, 6 und 12 Monate) um zu prüfen wie lange der Effekt einen Einfluss auf die Kursentwicklung hat.

Bei BigCaps ist der Effekt deutlich zu erkennen: Die Aktien des Top Dezil (10 = Stark wachsende Unternehmen) sind erhebliche Underperformer, egal welche Portfolio Haltedauer von 1 bis 12 Monate man wählt. Gleichzeitig haben die Portfolios des Topdeziles die höchste Volatilität, das höchste Beta, und das höchste CVaR5%

Bei Small- und Midcaps ist der Effekt sogar noch deutlich ausgeprägter:

Wenn man nur in das Top Dezil der am stärksten wachsenden Unternehmen investiert erleidet man tatsächlich in den letzten 25 Jahren summarisch Anlageverluste anstelle Marktdurchschnittlicher Gewinne von ca. 8% pa


Fazit: Wie die Eingangs zitierten Papers schon erwarten ließen, ist das Investieren in extrem stark wachsende Unternehmen aus Renditegesichtspunkten keine besonders gute Idee. Eine mögliche Anwendung der Ergebnisse: Man verwendet die Ergebnisse als Filter und schließt die die Top 10% oder Top 20% am stärksten Wachsenden Unternehmen aus bei der Aktienselektion.
Exemplarisch haben wir hier für ein quartalsweise selektiertes Small & MidCap Portfolio berechnet, wie sich die Investition im Vergleich zum Gesamtmarkt entwickelt, wenn man die TOP 20% der am stärksten wachsenden Unternehmen ausschließt:

Die Schwarze Kurve stellt die Outperformance des gefilterten Portfolios dar. Wie man an dem Verlauf erkennen kann, ist der Effekt relativ stetig. Es gibt jedoch auch Phasen, in denen man eine Underperformance mit dem gefilterten Portfolio erleidet. Im Mittel kann man allerdings so die Anlagerendite um rund 2,3% pro Jahr verbessern.

– 76% aller rollierenden 1 Jahreszeiträume zeigen eine Outperformance
– 90% aller rollierenden 3 Jahreszeiträume zeigen eine Outperformance
– 95% aller rollierenden 5 Jahreszeiträume zeigen eine Outperformance

Stetiges Umsatzwachstum

in einem vorherigen Blogbeitrag haben wir dargestellt, dass Unternehmen mit einem sehr starken oder schwachen Umsatzwachstum in den letzten 12 Monate Underperformer sind.

Wie verhält es sich aber mit Unternehmen, die jedes Jahr (1, 2 oder sogar 10 Jahre in Folge) Ihren Umsatz gesteigert haben. Untersucht wird wieder der US Aktienmarkt vom 01.01.1995 bis zum 31.10.2024

CARMaximaler
Drawdown
Avg. PositionsSharpBetaCVaR 5%
Universum8,12%60,09%33380,141,1313,96%
1 Y Growth8,98%60,08%18220,151,1914,35%
2 Y Growth10,12%59,57%13710,171,1613,98%
3 Y Growth10,66%58,62%10300,181,1113,51%
4 Y Growth11,15%57,89%7850,191,0913,13%
5 Y Growth11,70%56,398%6100,201,0712,80%
6 Y Growth12,38%53,67%4800,211,0412,36%
7 Y Growth12,63%50,88%3820,221,0111,96%
8 Y Growth12,58%51,77%3100,230,9911,65%
9 Y Growth13,00%51,20%2530,240,9711,25%
10 Y Growth13,55%51,50%2080,250,9410,80%

Das Erstaunliche ist, dass mit jedem weiteren Jahr an Umsatzsteigerung sich quasi alle Kennzahlen verbessern. Die Rendite und das Sharp Ratio steigt kontinuierlich. Risiko Kennzahlen fallen: der Maximale Drawdown, Beta und CVaR 5%. Allerdings dünnt sich das Universum schon ziemlich schnell deutlich aus. Von durchschnittlich 3338 Titeln des Universum können nur noch 208 Titel eine Umsatzsteigerung in jedem der letzten 10 Jahren aufweisen.

Es erscheint also durchaus attraktiv auf Unternehmen zu setzen die regelmäßig Ihren Umsatz steigern. Wenn man weitere Filter auf die hiermit selektierten Unternehmen anwenden will (zB. um eine Mindestliquidität sicherzustellen, …) ist dem Vorgehen eine Grenze gesetzt. Weiter Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es wenig Sinn ergibt mehr als 10 Jahre Umsatzwachstum in Reihe zu fordern. Es bleiben kaum noch Unternehmen übrig und eine Verbesserung der Kennzahlen erfolgt ebenfalls nicht mehr.

Exemplarisch stellen wir hier ein Quartalsweise aufgestelltes Portfolio der Unternehmen mit 5 und 10 Jahre Umsatzwachstum in Folge dar.

Einfluss von Umsatz Wachstum auf die Performance

Immer wieder tauchen Unternehmen in den Meldungen auf, die Ihren Umsatz extrem gesteigert haben in den letzten 12 Monaten. Vielen Anleger erhoffen sich von diesen Unternehmen ähnliches Wachstum in den nächsten Jahren und damit natürlich auch entsprechende Kursgewinne.
„Wenn die Firma so weitermacht, wird das die nächste Nvidia“…

Können die Firmen mit sehr hohem Wachstum die Erwartung, die in Sie gesetzt werden, erfüllen und damit auch die erhofften Kursgewinne für die Anleger einfahren?

Um das zu klären betrachten wir den US Amerikanischen Aktienmarkt von 01/1995 bis 10/2024 und machen für alle halbwegs liquiden Aktien Deziltests (unterschiedliche Formationszeitpunkte und Haltedauern) für die prozentuale Veränderung des Trailing-12-Month Umsatzes über für das letzte Jahr.

Sharp Ratio

Unternehmen mit einem  hohen Gewinnwachstum (Dezile 9 & 10) sind deutliche Underperformer. Anscheinend können diese Unternehmen die in Sie gesetzten sehr hohen Erwartungen in der Zukunft mehrheitlich nicht erfüllen und werden beim Nichterreichen gleichhoher Wachstumszahlen in der Zukunft an der Börse ordentlich abgestraft.

Ebenso sind Unternehmen mit sehr geringem Wachstum (wahrscheinlich mehrheitlich mit Umsatzrückgängen) deutliche Underperformer. Die Hoffnung der Anleger auf Besserung in der Zukunft bei diesen Unternehmen scheint ebenfalls mehrheitlich nicht aufzugehen.

 

Fazit: Es erscheint daher sinnvoll, auf diese Unternehmen Dezile (1, 9 & 10) bei der Aktienauswahl zu verzichten.
Ein Vergleich des gleichgewichteten Gesamtuniversums mit dem um die 30% Underperformer gemäß der obigen Auswertung „erleichterten“ Universums zeigt auch, dass dieser Effekt durchaus sehr gleichmäßig im Zeitverlauf entsteht.